Lehrer-Projekt: Erasmus+

Im Rahmen des Schulentwicklungsprozesses OES (Operativ Eigenständige Schule) wurde ein neues pädagogisches Konzept der Kaufmännischen Schule Waiblingen entwickelt. Dieses Konzept sollte die Digitalisierung in den Bereichen Unterricht und Verwaltung und ein neues Classroom Management implementieren. Durch diesen Schulentwicklungsprozess sollen digitale Medien, aber auch innovatives didaktisches Wissen zur Unterrichtsgestaltung und Classroom Management an der Schule etabliert werden. Das Erasmus-plus-Projekt „Die Kaufmännische Schule Waiblingen im digitalen und kulturellen Wandel“  stellt einen Baustein auf diesem Weg der Schulentwicklung dar.

Alle Maßnahmen wurden im Projekt in Absprache mit der Koordinatorin, Julia Grammel, so ausgewählt, dass sie dem Erreichen der oben genannten Ziele dienen.

Was ist Erasmus+? Erasmus+ für Lehrerinnen und Lehrer | Erasmus+ Schule (erasmusplus.schule)

Die Kurse „´How to boost your ICT skills – technology in the classroom´  und ´Use ICT to Integrate Migrant Students in your Classroom´” sowie die Teilname an der Efvet-Konferenz des EUROPEAN FORUM OF TECHNICAL AND VOCATIONAL EDUCATION AND TRAINING zum Thema „Gestaltung einer digitalen Lernumgebung im Klassenzimmer“ haben den Teilnehmern neue Erkenntnisse im Bereich Medienkompetenz verschafft. Die Teilnehmer des Kurses „well-being and mindfulness“ sowie die Hospitation an den Partnerschulen in Valencia und Marignane haben neue Ideen für den Umgang im Klassenzimmer mit ins Projekt eingebracht. Abschließend werden die Ergebnisse des Projekts dem Kollegium der Kaufmännischen Schule Waiblingen in internen Fortbildungsangeboten zugänglich gemacht.

Projektverantwortliche Julia Grammel freut sich über die gelungene Prmeiere von Erasmus+ an unserer Schule, die reibungslose Organisation und die vielen bereichernden Erfahrungen, die die Kolleginnen und Kollegen aus dem Ausland mitbringen.


 

Lesen Sie hier die Berichte unserer Kolleginnen und Kollegen über ihre Auslandserfahrungen, die sie während des Projektes von August 2019 bis August 2022 sammeln konnten:

 

Besuch in FRANKREICH:

 

Unsere Kollegin Sonja Weber (rechts) mit ihrer französischen Lehrerkollegin: Auch privates Kennenlernen ist für einen gelingenden Austausch wichtig. 

 

(web). Welchen Einfluss hatte Corona auf die Digitalisierung an der Partnerschule in Marignane, Frankreich?

Beim sogenannten „Job Shadowing“, d.h. bei der Begleitung von französischen Kolleg*innen in deren Unterricht am Lycée Maurice Genevoix wollte ich im Rahmen eines Erasmus+ Programmes schauen, ob die Corona Pandemie die Partnerschule ebenso digital „beflügelt“ hat, wie die Kaufmännische Schule Waiblingen.

Das Fazit ist sehr gemischt. Handys ausschalten und in die Tasche oder Handys raus und im Unterricht benutzen – hier hatte jede Lehrkraft in Marignane ihre eigene Vorstellung. Zumindest im Wirtschaftsgymnasium unserer Schule, in dem alle Klassen mit Tablets arbeiten, stellt sich dieses Problem nicht. Zwar wurden im vergangenen Jahr auch an die französischen Schüler*innen Tablets ausgegeben, aber das WLAN der Schule wurde noch nicht entsprechend nachgerüstet und funktioniert daher nicht immer zuverlässig, so dass die Lehrkräfte häufig eher auf Schülerhandys vertrauen. Digital unterstützte Präsentationen müssen daher häufig noch von den Schülern*innen an die Lehrkraft geschickt werden, die diese dann im Unterricht aufruft. Häufig kommen dabei Anwendungen von Google oder aber Whatsapp zum Einsatz. Der Datenschutz, der ja eigentlich in ganz Europa den gleichen Grundsätzen unterliegt, spielt hier im Gegensatz zu Baden-Württemberg, keine zentrale Rolle.
Andererseits gibt es in Marignane etwas, auf das baden-württembergische Lehrkräfte schon seit Jahren umsonst warten: eine von der Regierung zur Verfügung gestellte einheitliche und funktionierende Plattform, über die neben der ganzen Verwaltung (Stundenplan, Abwesenheiten, Einträge, Hausaufgabenkontrolle…) auch Kontakte mit Schüler*innen und Eltern hergestellt sowie Unterrichtmaterial zur Verfügung gestellt und bearbeitet werden kann. Dass dann hinter dieser digitalen Plattform noch insgesamt drei Verwaltungsangestellte sitzen, die bei fehlenden Schülern sofort Kontakt mit den Eltern aufnehmen und entsprechende Maßnahmen einleiten, ist und bleibt für jede/n Klassenlehrer*in hier ein Traum. Außerdem kann diese Verwaltungsplattform auch zum Eintragen von Noten verwendet werden – tolle Sache!

Das Job Shadowing in Marignane fand im Rahmen unseres Erasmus + KA1 Projekts zum Thema Digitalisierung und Classroom Management statt, das von der Europäischen Kommission finanziert wird.


 

Besuch in SPANIEN:

 

Als Gastgeschenk brachte unsere Kollegin Nadine Wörner (Zweite von rechts) ein Bild des deutschen Frühromantikers Caspar David Friedrich mit – ganz klassisch als Papierbild.

 

(woe). „Digitalisierung im europäischen Vergleich“ war das Thema, das eine Gruppe von KSWN-Kolleg*Innen für ein Erasmus-Projekt bereits vor der Corona-Pandemie gewählt hatte. Was damals keiner wissen konnte: Die Pandemie würde nicht nur deutsche, sondern auch spanische Klassenzimmer in puncto Digitalisierung stark voranbringen. Davon konnte sich die Waiblinger Lehrerin Nadine Wörner im Mai vor Ort überzeugen. Für eine Woche tauchte sie in den spanischen Schulalltag ein. Was bei uns Moodle heißt, nennt sich in Valencia Aules. Weitere Themen und Fragen rund ums digitale Klassenzimmer sind sehr ähnlich. Für die Spanischlehrerin war es spannend, sich mit den valencianischen Kolleg*Innen darüber auszutauschen und mit der ein oder anderen kreativen Idee im Gepäck wieder in den schwäbischen Schulalltag zurück zu kehren.

Digitale und kreative Schülerzeitschrift Millenium

In einem Wahlpflichtfach erstellen spanische Jugendliche zum Beispiel eine professionelle Schüler-Zeitschrift. Nicht allein das Layout überzeugt, sondern auch die kollaborative Arbeitsweise. Durch einen QR-Code, der auf dem gesamten Schulgelände zu finden ist, können dort Schüler*Innen Fragen an das Redaktionsteam stellen. In der Redaktionssitzung wählen die Jugendlichen die interessantesten Themen aus und schreiben darüber Artikel.

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Wie geht es weiter?

Bald verreisen im Rahmen des Erasmus-Projekts weitere Kolleg*Innen, um europäisch inspiriert zurückzukehren. In der KSWN werden die Ideen diskutiert und zum Beispiel dem Schulentwicklungsteam vorgestellt. Europäische Kolleg*Innen können dann in Zukunft beim nächsten Besuch eventuell darüber staunen, dass ihre Projektideen auch im Schwabenland gelebt werden.


 

Besuch in ISLAND:

 

Lehrerinnen und Lehrer aus zwölf Nationen kamen in Island zu einem Erasmus-plus-Projekt zusammen: Die Verbundenheit über Grenzen hinweg zeigte sich nicht nur auf dem Foto, sondern auch beim gemeinsamen Arbeiten.  

 

(hn). Die Ziele des Erasmus+ Programms sind klar umrissen:

  • unsere europäischen Werte zu stärken, 
  • unsere Gesellschaft inklusiver und grüner zu gestalten und 
  • uns gut auf eine digitale Zukunft vorzubereiten. 

Innerhalb dieses Zielsystems steht für uns, Daniela Adamec und Nicole Herrmann, das Classroom Management, also Techniken und Strategien, die von Lehrkräften eingesetzt werden, um Ordnung aufrechtzuerhalten, die Lernmotivation der Schüler zu fördern sowie mit Problemen umzugehen, im Vordergrund.

Die Corona-Krise war und ist immer noch eine starke Belastung für uns alle, Schüler*innen und Lehrer*innen. Deutlich höhere Fehlzeiten der Schüler*innen, mangelnde Aufmerksamkeit, weniger Lernerfolge und viel Frust: das ist durchaus typisch in unseren Klassenzimmern. Viele Schüler*innen können sich immer schlechter konzentrieren, sind angespannt und gestresst. Hier wollen wir ansetzen.

Derselben Problematik sehen sich auch Lehrer*innen in anderen europäischen Staaten gegenüber. Teilnehmer*innen aus 12 Nationen (Deutschland, Schweden, Finnland, Lettland, Tschechien, Slowakei, Spanien, Portugal, Frankreich, Polen, Italien und Kroatien) nahmen an der Fortbildung während der Pfingstferien in Reykjavik, Island teil.

Konkret wurde auf typische Stresssituationen im schulischen Alltag sowie auf den Umgang mit gestressten und unkonzentrierten Schüler*innen eingegangen. Auch ganz praktische Atemtechniken, Entspannungstechniken, Techniken zur Fokussierung, Übungen aus dem Bereich des kognitiven Trainings und der life kinetik zur Anwendung im Klassenzimmer wurden eingeübt, Möglichkeiten des spielerischen Einübens/Wiederholens von Sachverhalten vorgestellt, ebenso wie Bewegungsspiele oder Yoga für das Klassenzimmer.

Im Rahmenprogramm wurden die anderen Erasmus+ Ziele verfolgt: grüne und nachhaltige Energiegewinnung bei der Besichtigung eines Geothermalkraftwerks, europäische Werte stärken beim kulturellen Abend, beim Ausflug zum Golden Circle oder beim Gespräch mit isländischen Schüler*innen, die während der Ferien im Rahmen der „working school“ Unkraut vor der Schule jäteten.


 

Besuch auf MALTA:

Unser Kollege Herr Zöldi konnte sich mit zahlreichen internationalen Lehrerkollegen/-innen fachlich austauschen. 

 

Ich habe auf Malta ein Institut zur Aus- und Fortbildung von Lehrkräften besucht. Als Englischlehrer ist es natürlich sinnvoll und hilfreich, ins englischsprachige Ausland (Englisch ist offizielle Amtssprache auf der Insel) zu gehen. Dort besuchte ich den Kurs „Boost your ICT skills“ (ICT = information and communications technology). Zentrale Inhalte waren digitale Tools, die im Fremdsprachenunterricht nützlich sind (z.B. zum „storytelling“).

Ich war Teil einer sehr internationalen Gruppe. Am stärksten vertreten war Polen. Darüber hinaus waren KollegInnen aus Frankreich, Tschechien und Deutschland zugegen. Der Austausch war nicht zuletzt auch deshalb bereichernd, weil wir eigene Erfahrungen austauschen konnten.

Der Kurs hat im Zuge von Erasmus+ stattgefunden. Die Erlebnisse, Erfahrungen und Stärkung der eigenen Kompetenzen durch diesen Aufenthalt sind nachhaltig. Ich kann jeden Lehrerkollegen und jede Lehrerkollegin nur zu einer Teilnahme ermutigen, da der Zuwachs an Wissen, persönlicher und kultureller Erfahrung immens ist!

 


 

Besuch in PORTUGAL:

 

Dana Bachmann (EU-Kommission) informierte über aktuelle Entwicklungen in der europäischen Berufsbildung – und unser Kollege Herr Xouridas war dabei. 

(xo). Die Kaufmännische Schule war im Jahr 2019 durch Herr Xouridas auf der EfVET Konferenz vertreten. Die Abkürzung EfVET steht für „European Forum of Technical and Vocational Education and Training“, eine Plattform für berufsbildende Einrichtungen auf europäischer Ebene. Die Konferenz bot die Möglichkeit, sich in Workshops und Best-Practise-Vorträgen zu aktuellen Themen der Berufsbildung fortzubilden und Kontakte mit anderen Bildungseinrichtungen zu schließen. Die aus der Konferenz in Portugal mitgebrachten neuen Ideen und Anregungen prägen die europäische Ausrichtung der Kaufmännischen Schule in Waiblingen. 


 

Besuch in ITALIEN: 

 

Wie funktioniert kulturübergreifende Kommunikation und Integration? Frau Hetzel hat viel darüber in Italien erfahren.

(he). „Use ICT to Integrate Migrant Students in Your Classroom“ hieß der Kurs, an welchem ich im Juli 2022 im Rahmen des Erasmus-Projekts teilnehmen durfte.

Die Kaufmännische Schule Waiblingen beschult Schülerinnen und Schüler aus aller Welt, welche in der Regel noch nicht lange in Deutschland leben und aus den unterschiedlichsten Gründen (wie z.B. Krieg, dem globalem wirtschaftlichen Wandel, etc.) nach Deutschland kommen. Dieses Jahr kommen viele Schülerinnen und Schüler unter anderem aus der Ukraine, Afghanistan, Syrien, Serbien, dem Kosovo und dem Irak. In VABO-Klassen erhalten Jugendliche mit keinen oder geringen Deutschkenntnissen verstärkt Sprachförderung, sodass der Übergang zu einer weiteren Schulform gelingen kann.

Um den Schülerinnen und Schülern das Ankommen so angenehm wie möglich zu gestalten und ihnen einen „Safe Space“ zu schaffen, können verschiedene Apps und digitale Programme sehr hilfreich sein. Zusätzlich können sie die interkulturelle Kommunikation erleichtern und Schülerinnen und Schüler beim Deutschlernen unterstützen.

Viele andere Länder des Erasmus-Programms stehen vor ähnlichen Herausforderungen. Im Austausch als auch in der praktischen Anwendung der digitalen Tools konnte ich sehr von den Anregungen, Ideen und individuellen Erfahrungen der internationalen Kolleginnen und Kollegen profitieren. Konkret wurden im Kurs vor allem praktische Aktivitäten (wie z.B. eine Stadtrallye, die digital erstellt wird), interkulturelle Kommunikation, spielerisches Sprachenlernen mit Apps und Projektarbeit vorgestellt.

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