Kaufmännische Schule Waiblingen
Kultusministerin verabschiedet „einen der großen Schulleiter“ im Land
Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann höchstpersönlich überreichte Schulleiter Ulrich Lenk seine Verabschiedungsurkunde in den Ruhestand.
Es war der Nachmittag der Superlative für Ulrich Lenk, den Schulleiter der Kaufmännischen Schule Waiblingen: Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann kam höchstpersönlich, um „einen der großen Schulleiter in Baden-Württemberg“ nach 26 Jahren in dieser Funktion und über 40 Lehrerjahren in den Ruhestand zu verabschieden. Es sei „schon beträchtlich, wer sich hier eingefunden hat“, eröffnete die Dienstherrin ihre Rede vor den rund 400 Gästen aus der regionalen Politik, Wirtschaft und Kultur. „Die Vielfalt Ihrer Präsenz zeigt, dass Sie weit mehr sind, als ein Schulleiter“, lobt Eisenmann, „das ist eine Amtszeit, die ihresgleichen sucht“. So war es denn auch zu erklären, dass sie persönlich diese Verabschiedung von Ulrich Lenk übernommen hat, denn bei 4.500 öffentlichen Schulen im Land gehe sie sehr selten selbst zu solchen Anlässen.

Die Ausnahme ist begründet, lobt Eisenmann doch die stete Zukunftsfestigkeit der Schule, um für die beruflichen Herausforderungen bestens gerüstet zu sein. „Sie schauen aber auch nach dem anderen, der Persönlichkeitsentwicklung“, ergänzt die Ministerin, „was immer wichtiger wird“. „Ich habe größten Respekt und Wertschätzung für das, was Sie hier auf die Beine gestellt haben“, zieht die Kultusministerin ihren Hut vor der Lebensleistung von Ulrich Lenk, der vor drei Jahren für sein übergroßes zivilgesellschaftliches Engagement bereits das Bundesverdienstkreuz erhielt.

Nach der Verabschiedung von Ulrich Lenk in den Ruhestand überreichte Frau Eisenmann seiner Nachfolgerin Birgit Bürk die Ernennungsurkunde zur neuen Schulleiterin. „Sie sind bestens gerüstet, wissen, worauf Sie sich einlassen und verfügen über ein kompetentes Kollegium“, gab sie der bisherigen Leiterin des Wirtschaftsgymnasiums mit den auf Weg. Die 51-jährige ist nach Manfred Rumpel und Ulrich Lenk erst die dritte Schulleiterin der 1966 gegründeten Schule und die erste Frau auf diesem Posten.
In seinen „Worten zum Abschied“ zeigt der 66-Jährige, dass er auf kontroversem Terrain zuhause ist. Er machte aus seiner kritischen Haltung keinen Hehl, wenn es um „die vielen Schulversuche und Bildungsreformen“ während seiner Dienstzeit gehe. „Das hat mich beeindruckt, aber nicht immer überzeugt.“ So hätte er die Haupt- und Realschulen als Gemeinschaftsschulen zusammengeführt, um Stigmatisierungen zu vermeiden. Nun drohe vielmehr Gefahr für die Zukunft der beruflichen Gymnasien, dabei seien diese – wie die beruflichen Schulen insgesamt – „ein Erfolgsmodell“.

Ein solches ist auch die KSWN – nicht zuletzt aufgrund der Unterstützung durch den Schulträger, den Landkreis Rems-Murr. Landrat Dr. Richard Sigel dankte dem „Networker par excellence“ und „Multifunktionärs im positiven Sinne“ für sein politisches Engagement im Kreistag. Angesichts der zahlreichen Ehrenämter sei eher von einem „Unruhestand“ ohne Langeweile auszugehen, der einem „Fulltime-Job“ gleichkomme. Die Schule sei pädagogisch wie technologisch „stets up to date“.
Das neue Ausbildungsangebot des „E-Commerce-Kaufmanns“ zeige, dass die Schule auf dem „neuesten Stand“ sei und die „Anpassungen für die Zukunft bereits geleistet habe“, hebt Claus Paal, IHK-Präsident der Bezirkskammer Rems-Murr und Landtagsabgeordneter, hervor. „Der Zauberstab der Erziehung ist die Liebe“, so Paal, „Ulrich Lenk hat damit immer gezaubert, seine Vision war und ist die Menschlichkeit“. Er hinterlasse seiner Nachfolgerin eine „hervorragende Bildungseinrichtung“.

Weitere Dankesworte sprachen Franz Scheuermann als Vorsitzender der Direktorenvereinigung der Kaufmännischen Schulen im Regierungsbezirk Stuttgart: „Wir danken dir für deine Impulse und deinen Mut, auch Unbequemes auszusprechen.“ Der geschäftsführende Schulleiter der beruflichen Schulen im Rems-Murr-Kreis, Stefan Weißert, äußerte zusammen mit den Schulleiterkollegen des beruflichen Schulzentrums, Ingrid Klumpp von der Maria-Merian-Schule und Hans-Jürgen Bucher von der Gewerblichen Schule Waiblingen, ein respektvolles „Chapeau!“.

Peter Treiber richtete als Vorsitzender des Elternbeirats launig-persönliche Worte an den Bald-Pensionär, der „sein kommunalpolitisches Netzwerk stets eingesetzt habe, um seine Schule voranzubringen“. Durchaus gut gewürzt sprach der Personalratsvorsitzende Ulrich Knoll mit doppeldeutigem Wortspiel: „Das Land hat sich bereits für die Nachfolgerin verbürkt.“
Die neue Schulleiterin Birgit Bürk fühle „Dankbarkeit und Respekt“. Sie wolle die Schule weiterentwickeln und dazu beitragen, dass die KSWN weiterhin eine Schule sei, in die man gerne gehe – nicht, weil es eine „Fun-Veranstaltung“ sei, sondern „weil es Freude macht, Leistung zu erbringen“. Schule sei Lebensraum, „in dem junge Menschen in die Lage versetzt werden, Verantwortung zu übernehmen, für das eigene Leben wie für das Zusammenwirken in einer demokratischen Gesellschaft“.
Kurzvita:
Ulrich Lenk wurde 1992 mit 41 Jahren Schulleiter der Kaufmännischen Schule Waiblingen. Davor war er an der Schule bereits Referendar und Leiter der Abteilung Berufsschule. Die KSWN unterrichtet über 1.600 Schülerinnen und Schüler in 80 Klassen mit ca. 100 Lehrerinnen und Lehrern. Die Liste seines Engagements ist lang: So war er von 1976 bis 1989 Vorsitzender des Stadtjugendrings Fellbach, seit 1980 Stadtrat und Mitglied der FW/FD-Gemeinderatsfraktion in Fellbach, von 1984 bis 1992 ehrenamtlicher Richter am Jugendschöffengericht Waiblingen, seit 2004 Vorsitzender der FDP/FW-Fraktion im Kreistag des Rems-Murr-Kreises, von 1992 bis 2004 Vorsitzender, seit 2004 Präsident des TSV Schmiden, dem mit 6.000 Mitgliedern größten Verein im Landkreis.
Birgit Bürk machte an der KSWN 1986 ihr Abitur, kehrte als Referendarin auf den Ameisenbühl zurück, übernahm bereits nach dreijähriger Lehrtätigkeit die Leitung der Abteilung Wirtschaftsgymnasium. Nun wurde sie zur neuen Schulleiterin bestellt. Seit 2014 ist sie als Parteilose für die CDU Mitglied im Gemeinderat Winterbach.
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